Tafelklavier Schmahl

Clavier am Main

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TASTENINSTRUMENTE DER SAMMLUNG MICHAEL GÜNTHER

Die Sammlung historischer Tasteninstrumente befindet sich in vier Räumen im renovierten Schloss Homburg am Main und bewahrt etwa 30 Tasteninstrumente, die ausnahmslos wegen ihrer musikgeschichtlichen Bedeutung, ihres Erhaltungszustands und ihrer Provenienzen als exquisit bezeichnet werden können.
Es handelt sich um Cembali, Hammerflügel und Tafelklaviere des 17. bis frühen 19. Jahrhunderts überwiegend aus Süddeutschland, Tafelklaviere deutscher Klavierbauer aus London und Paris und Cembali aus Rom und Neapel.
Diese Instrumente wurden gewissenhaft restauriert bzw. konserviert und sind zum großen Teil spielbar. Sie werden u.a. in den Konzerten in Schloss Homburg verwendet.
Die Instrumente, die Provenienzen derselben und die Biographien der Instrumentenbauer werden erforscht, um weitere Kenntnisse über das Musikleben des jener Zeit in Süddeutschland und Franken zu gewinnen.
Die Sammlung bzw. Teile derselben waren in bedeutenden Ausstellungen zu sehen und zu hören. Eine Aufstellung mit Bildern und weiteren Informationen ist am Ende dieser Seite zu finden.
Ein aktueller Katalog zur Sammlung historischer Tasteninstrumente ist in Vorbereitung. Publikationen über einzelne Instrumente finden sich in der Fachliteratur.

Die Sammlung kann nach Absprache sowie bei Veranstaltungen besichtigt werden.



SAMMLUNG MUSEALER TASTENINSTRUMENTE

Bild_Schloss Homburg
























CEMBALO

Giacomo Ridolfi (1625-1700) mit größter Sicherheit zugeschrieben
vermutlich Rom, um 1665
Sammlung Michael Günther, Schloss Homburg a.M., Inv. Nr. 2
Einmanualiges, dünnwandiges Instrument in äußerem Kasten
Umfang: G1 - c3 (ohne Gis1)
Besaitung: 2 Chöre im Achtfußregister

Die Signatur auf der Rückseite des Vorsatzbretts ist nicht mehr lesbar. Eine Zuschreibung an Giacomo Ridolfi ist wegen der übereinstimmung der Profilleisten mit denen seiner signierten Instrumente mit größter Sicherheit möglich.
Mehrere Reparaturen und Umbauten, so eine Reparatur möglicherweise durch Bartolomeo Cristofori, eine dokumentierte Umfangserweiterung durch Nicomede Agati, Pistoia 1826, sowie Neudekorationen des Aufbewahrungskastens zeigen, dass das Instrument in den vergangenen Jahrhunderten durchgehend gespielt wurde. Am Anfang des 20. Jahrhunderts befand es sich in der berühmten Sammlung von Marcel Salomon in St Germain en Laye bzw. in Paris. Danach gehörte es zur Ausstattung eines "italienischen Salons" in privatem Besitz in Brüssel. Die späteren Umbauten im Zusammenhang mit Agatis Umfangserweiterung des Instruments wurden wieder rückgängig gemacht, so dass sich das Instrument nun wieder in seiner ursprünglichen Disposition befindet.
Der separate Aufbewahrungskasten erhielt um 1780 eine neue Funktion, er wurde zu einem Möbel und mit Beinen versehen, das Instrument blieb so auch beim Spielen im ursprünglichen Kasten. Diese neue Funktion führte auch zu einer neuen Dekoration: Die Bemalung der Seitenwände des Aufbewahrungskastens mit Blumen auf hellem Grund erfolgte in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts, das Stilleben auf der Innenseite des Deckels stammt aus dem frühen 19. Jahrhundert.
Der römische Cembalobauer Giacomo Ridolfi (1625-1700) arbeitete in Rom für die vornehmsten Familien und begegnete den bedeutendsten Komponisten, so Bernardo Pasquini. Vier signierte Cembali sind erhalten, die mit 1650, 1662, 1665 und 1682 datiert sind. Drei weitere Cembali können ihm zugeschrieben werden. Bei zwei Signaturen weist Ridolfi mit berechtigtem Stolz darauf hin, dass er Schüler von Girolamo Zenti ist, der zu den bedeutendsten Cembalobauern aller Zeiten zu zählen ist.
Das Cembalo der Homburger Sammlung dürfte er um 1665 für Kardinal Giulio Rospigliosi (1600-1669), der 1667 zum Papst gewählt wurde und den Namen Clemens IX. trug, gefertigt haben. Es kam nach seinem Tod zu seiner Familie nach Pistoia zurück.
Das prächtige Instrument widerlegt die Meinung, dass Cembali allgemein im 19. Jahrhundert keine Rolle mehr spielten, und zeigt, dass auch in jener Zeit kunstverständige Familien und Restauratoren sich gewissenhaft den Musikinstrumenten vergangener Zeiten widmeten.
***Hier sehen und hören Sie das Instrument auf der Seite des "BERCEAU ROYAL".***




Bild_Schloss Homburg






























CEMBALO

Mit größter Wahrscheinlichkeit Neapel, letztes Viertel des 17. Jahrhunderts
Sammlung Michael Günther, Schloss Homburg a.M., Inv. Nr. 19
Einmanualiges Instrument in sogenannter "false inner/outer"-Konstruktion
Umfang: C/E - c3 ("Kurze Oktave")
Besaitung: 2 Chöre im Achtfußregister

Das Cembalo wurde sicher in Neapel gefertigt, hierfür sprechen eindeutig bestimmte bauliche Merkmale. Bei der mit der Restaurierung zusammenhängenden Öffnung des Instruments fand sich auf der Unterseite des Resoanzbodens ein gedruckter Zettel aufgeklebt, der sonst nicht sichtbar ist, mit dem Text einer Anrufung der Gottesmutter Maria:
"In Conceptione tua Virgo Maria immaculata fuisti.
Ora pro nobis Patrem, cujus Filium Jesum de Sp. s. peperisti."
Zettel in genau dieser Art pflegte der Geigenbauer Niccoló Gagliano in seine Violinen und Violoncelli zu kleben, die nur beim Öffnen der Instrumente wieder zum Vorschein kommen. Der Resonanzboden ist alt mit einem Firnis eingelassen, was Cembalobauer gewöhnlich niemals, Geigenbauer jedoch immer vornahmen. So besteht eine Wahrscheinlichkeit, dass das Cembalo von oder in Mitarbeit mit dem berühmten neapolitanischen Geigenmacher gefertigt wurde. Die bisher publizierten Lebensdaten Niccoló Gaglianos werden aktuell revidiert. Als sicher gilt, dass er Instrumente in der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts fertigte. Die Qualität seiner Instrumente ist so groß, dass er oft mit Stradivari verglichen wurde.
Das Gemälde auf der Innenseite des Deckels zeigt eine süditalienische Landschaft, die durchaus eine Ansicht von Neapel mit dem Castel Sant’Elmo darstellen könnte.



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HAMMERFLÜGEL

Ferdinand Hofmann
Wien, um 1785
Sammlung Michael Günther, Schloss Homburg a.M., Inv. Nr. 26
Umfang: F1 - g3
Besaitung: F1 - h1 zweisaitig, c2 - g3 dreisaitig
Kniehebel: links und rechts: Aufhebung der Dämpfung
Handzug über der Klaviatur: Moderator
Prellzungenmechanik ("Wiener Mechanik")

Die Signaturen:
Auf ovaler emailierter Platte:
"Ferdinand Hofmann Clavier Instrumentmacher in Wien"
Auf dem Resonanzboden vorne im Bassbereich nur noch Spuren der bei anderen Instrumenten Hofmanns vorkommenden aufgeklebten Papiervignette
Werknummer auf der Rückseite des Vorsatzbretts, am Stimmstock sowie an weiteren Stellen: "No. 9"

Das Instrument stammt aus einer sehr alten italienischen Adelsfamilie aus Florenz bzw. der Toskana. Der gepflegte und fast unveränderte Zustand zeigte die Wertschätzung dieser Familie für das Instrument. Mit diesem kam vom Vorbesitzer auch ein Manuskript einer "Aria Buffa" des Komponisten Marcello Bernardini, bekannter unter dem Namen Marcello di Capua (ca. 1730–1819) aus seiner Oper „Il conte di bell’umore“, uraufgeführt in Florenz zum Karneval des Jahres 1783 in die Homburger Sammlung. Die Abschrift zeigt freundschaftliche Beziehungen zum Großherzog von Toskana Pietro Leopoldos, des Eigentümers der Partitur.
Die Instrumente von Ferdinand Hofmann sind inzwischen gut erforscht und es können Modelle verschiedener Phasen beschrieben werden.
Das frühe Modell mit den gotisierenen Spitzbögenornamenten findet sich in Homburg mit Kirschholz furniert mit der Werknummer 9, das Gegenstück im Metropolitan Museum in New York mit der Werknummer 10.



Bild_Schloss Homburg






























HAMMERFLÜGEL

Ferdinand Hofmann zugeschrieben
Wien, um 1785-1795
Sammlung Michael Günther, Schloss Homburg a.M., Inv. Nr. 1
Umfang: F1 - g3
Besaitung: F1 - gis1 zweisaitig, a1 - g3 dreisaitig; später eine dritte Saite ergänzt von a1 - h1
2 Kniehebel: Links Aufhebung der Dämpfung, Rechts "piano" (Moderator); ein Fagottzug wurde nachträglich eingesetzt, fehlt jetzt
Prellzungenmechanik ("Wiener Mechanik")
Signatur

Die Signatur des Hammerflügels ist verloren. Eine ziemlich sichere Zuschreibung ist dennoch an Ferdinand Hofmann durch die Übereinstimmung instrumentenbaulicher Charakteristika mit seinen signierten Instrumenten möglich.
Eine Datierung wird man innerhalb der Spanne von 1785-1795 je nach Gewichtung der Argumente eher früher oder eher später vornehmen: Bei stärkerer Gewichtung des nur kurzeitig benutzten Fängertyps und der nicht furnierten Rückwand eher am Anfang, oder bei stärkerer Gewichtung des Klaviaturumfangs bis g3 und der Saitenlängen eher am Ende dieser Spanne.
Ferdinand Hofmann, "Bürgerl. Orgel- und Instrumentmacher in Wien", wurde im Jahr 1756 ebendort geboren. über seine Lehrmeister lassen sich keine zuverlässigen Angaben machen, möglicherweise war er bei Johann Michael Panzer und ziemlich sicher Geselle bei Johann Gottfried Mallek. Hofmann wurde im Oktober 1784 Bürger in Wien, 1808 Vorsteher der bürgerlichen Orgel- und Klaviermacher und im Mai 1812 wurde ihm der Hoftitel "k. k. Hofkammerklaviermacher" verliehen.
Er folgte der Bauart Johann Andreas Steins, wie an der Art der Auslösung und des Klaviaturschlittens zu erkennen ist. Bei seinem frühesten Hammerflügel verwendete er noch Holzkapseln, um danach ausschließlich Messinggabeln zu verwenden. Er fertigte in seiner Werkstatt mit acht Gesellen wöchentlich ein Fortepiano.
Hofmann zählt zu den frühesten und bedeutendsten Klavierbauern in Wien, die den ungeheuren Aufschwung des Fortepianos und die Bedeutung Wiens als Klavierbauzentrum maßgeblich begründeten.



Bild_Schloss Homburg























HAMMERFLÜGEL

Theodor Christoph Haug
Stuttgart 1815
Sammlung Michael Günther, Schloss Homburg a.M., Inv. Nr. 13
Umfang: F1 – f4
F1 – gis2 zweisaitig, a2 – f4 dreisaitig;
3 Kniehebel: Links: Aufhebung der Dämpfung / Mitte: Pianissimo ("Coelestin") / Rechts: "Piano" (Moderator)
Prellzungenmechanik ("Wiener Mechanik")

Zweifache Signatur:
Gedruckte Papiervignette auf dem Resonanzboden:
"T. C. Haug Hof-Instrumentenmacher in Stuttgard"
Handschriftlich auf dem Unterboden hinter dem Damm, sichtbar nur mit Spiegel durch das Dammfenster:
"Haug Stuttgard 1815"

Das Instrument ist im ausgereiften, klassizistischen Stil ohne Zierrat gefertigt. Das Dekor besteht aus der Textur des Nussbaumfurniers der glatten Flächen. Das senkrecht laufende Furnier ist geklappt und gespiegelt und läuft mit einem Rapport über das gesamte Instrument. Dazu bildet im Klaviaturbereich das mit schwarzen Adern durchsetzte Nussbaummaserholz und die mit Ebenholz belegte Klaviatur einen Kontrast.
Auch das Klangideal verzichtet auf vordergründige Effekte und vertraut ganz allein auf einen perfekt ausbalancierten, edlen Klang, der auf feine Nuancen im Anschlag reagiert und neben der Aufhebung der Dämpfung mit zwei Kniehebeln moderiert werden kann.
Theodor Christoph Haug wurde 1771 geboren. Er erlernte sein Handwerk bei seinem in Stuttgart und Ludwigsburg wirkenden Vater Johann Friedrich Haug, der ab 1758 in den Staatskalendern als "Hofinstrumentenmacher" erwähnt wird, und der viele Instrumente für den musikliebenden Herzog Karl Eugen von Württemberg lieferte. Seine Vervollkommnung erhielt Theodor Christoph Haug bei Johann Andreas Stein in Augsburg, dessen Bauart und Idealen er folgte. 1793 übernahm er die väterliche Werkstatt. Er starb im Jahr 1847.
Er erbaute nur wenige Instrumente, die zu höchsten Preisen verkauft wurden. Das Instrument wurde für die in dieser Zeit für die Landespolitik sehr bedeutende Familie von Woellwarth erworben. Diese zogen sich in das beschauliche Schloss Birkenfeld im unterfränkischen Maroldsweisach in den Haßbergen zurück, wofür der Flügel offensichtlich bestellt worden war. Durch Heirat kam es dort im Jahr 1841 in eine andere Familie, in der das Instrument bis zum Erwerb für die Homburger Sammlung blieb.
Eine große und behutsame Restaurierung machen das Instrument zu eiem Glanzpunkt der Sammlung.




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GIRAFFENFLÜGEL

Christoph Ehrlich
Bamberg, 1825
Sammlung Michael Günther, Schloss Homburg a.M., Inv. Nr. 21
Umfang: C1 - g4
Besaitung: C1 - gis1 zweisaitig, a1 - g4 dreisaitig
6 Pedale: Fagottzug, Aufhebung der Dämpfung, Pianissimo, Piano, Una corde, Janitscharenzug
Prellzungenmechanik ("Wiener Mechanik")

Die Signaturen des HAMMERFLÜGELs:
Auf einer emaillierten Plakette auf dem Vorsatzbrett:
"Verfertiget von Christoph Ehrlich zu Bamberg."
Eine eingestempelte Signatur mit Datierung im Innern auf dem Stimmstock:
"EHRLICH BAMBERG 1825".

Das prächtige, gänzlich original erhaltene Instrument ist in aufrecht stehender Form gebaut. Damit benötigt das Instrument trotz großen Umfangs und bei extrem langen Saitenlängen weniger Stellfläche als ein Tafelklavier.
Ehrlich entstammt einer großen Orgelmacherfamilie in Waldenburg in der Grafschaft Hohenlohe. Er erhielt auch eine Ausbildung im "Architekturmalen und Landschafts-Zeichnen", so dass er die Dekorationen seiner Instrumente mit Zeichnungen selbst ausgeführt haben mag. Ab 1808 wurde er Bürger in Bamberg und richtete seine eigene Werkstatt am Oberen Stephansberg ein.
Ehrlich nutzte eine neue Verkaufsmethode: Durch Inserate suchte er jeweils 125 Kunden, die ein Instrument subskribierten und 2 1/2 Jahre monatlich einen Gulden zahlten. Sie erhielten ihr Fortepiano innerhalb dieser Zeit. Dies ermöglichte Ehrlich eine gute Kalkulation und dem Kunden einen güstigen Preis. Diese Methode war offensichtlich sehr erfolgreich, denn er führte sie dreimal durch, so dass er mit seinen Gehilfen mindestens 375 Fortepianos in verschiedenen Formen herstellen und verkaufen konnte.
Der Homburger Giraffenflügel wurde aus dem 1824 veröffentlichten "Dritten Abonnement auf Piano-Forte’s, Guitarren und Melodica’s" von einem Schullehrer erworben, dessen Tochter 1868 in Würzburg den späteren Domorganisten und Chorleiter Johann Georg Höller heiratete. Damit kam das Instrument in die hochbedeutende Unter- und Oberfränkische Musikerfamilie Höller. Die Tochter Margarete wurde Domorganistin in Würzburg, der Sohn Valentin Domorganist in Bamberg, und dessen Sohn Karl Höller darf zu den bedeutendsten Komponisten im 20. Jahrhundert in Bayern gerechnet werden. Er wurde als Professor für Komposition an die Münchner Musikhochschule berufen und wurde später auch deren Präsident. Karl Höller starb 1987, und der Giraffenflügel kam in großzügigster Weise als Dauerleihgabe durch seine Tochter Sibylle Höller von Fischbachau, wo er in Karl Höllers Haus von bemerkenswerten Memorabilia des hochgeehrten Musikers umgeben war, in die Sammlung von Schloss; Homburg, um im fränkischen Musikleben wieder verwendet zu werden.



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TAFELKLAVIER ("PANTALEON")

Johann Heinrich Harrass oder Georg Nicolas Deckert zugeschrieben
(Groß)-Breitenbach, Thüringen, Mitte 18. Jahrhundert
Sammlung Michael Günther, Schloss Homburg a.M., Inv. Nr. 15
Umfang: F1 - f3
Besaitung: durchgehend zweisaitig
3 Züge (Harfe, geteilt in Bass und Diskant; Laute)
Prellmechanik

Das Tafelklavier hat keine Signatur, allerdings fand sich ein Zettel mit handschriftlichem Text: "George Nicolas Schoeler / Döschniz. 1794". Dieser war Olitatenhändler, somit handelt es sich sicher um einen Besitzervermerk.
Eine Maßanalyse durch Hubert Henkel weist auf Grund des Zollmaßes auf eine Herstellung im Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt hin, was auch mit dem Besitzervermerk korrespondiert.
Der Korpus des Instruments ist aus Eiche, die handwerkliche Arbeit, z.B. die Zinkung und die Pefektion der Klaviatur und des Stegs sprechen für einen hervorragenden Instrumentenmacher. Die Dekoration benutzt ein eingelegtes Band aus Zwetschgenholz, das das gesamte Instrument umläuft und sich auch im Innern findet, und das makellose Eichenholz in schönen Proportionen ziert.
Das Instrument hatte zu keinem Zeitpunkt eine Dämpfung. Dies ist ein weiterer Beleg, dass ein kostbares Instrument durchaus ohne Dämpfung auskam. Das Gestell ist eine spätere Ergänzung.
***Hier sehen und hören Sie das Instrument in einem Film der "Hessenschau" des HR.***




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TAFELKLAVIER ("PANTALEON")

Johann Andreas Mahr oder Johann Gottfried Mahr zugeschrieben
Wiesbaden, um 1785-90
Sammlung Michael Günther, Schloss Homburg a.M., Inv. Nr. 5
Umfang: F1 - f3
Besaitung: F1 - H1 einsaitig, ab C durchgehend zweisaitig
3 Züge (Laute, Harfe, Dämpfung)
Prellmechanik mit Einzeldämpfung

Das Tafelklavier hat keine Signatur. Eine Zuschreibung ist dennoch an Johann Andreas Mahr oder seinen Sohn Johann Gottfried Mahr möglich, da sowohl die Ptofilleisten wie auch die spezielle Mechanik ausschließlich bei deren signierten Tafelklavieren vorkommen.
Das Instrument gibt gewisse Rätsel auf: Eine dendrochronologische Untersuchung des Resonanzbodens ergab, dass dieser nicht vor 1780 gefertigt sein kann. Hingegen kann die Bauart des Instruments mit einem fest eingebauten Waagebalken nur bedeuten, dass es sich um ein ganz frühes Instrument der Mahrs handeln muss. Alle anderen von ihnen gefertigten Instrumente besitzen einen moderneren Klaviaturrahmen, der komplett mit allen Tastenhebeln entnommen werden kann. Außerdem hatte das Instrument drei Pedale, die nicht mit dem Gestell vereinbar sind. Ein frühes Alter um die Mitte des 18. Jahrhunderts würde auch die Dekoration mit Scharnieren im Stil des Rokoko erklären wie auch die Art und Form der Dekor-Papiere für die Stirnseiten der Untertasten. Auch fehlt die bei späteren Instrumenten der Mahrs eingeklebte hübsche Vignette mit den Namen und einer Datierung, die beim Umbau verloren gegangen sein mag, oder zur Mitte des 18. Jh. noch gar nicht zur Verfügung stand. Eine sinnvolle Erklärung wäre in diesem Fall, dass der Resonanzboden des reparaturbedürftigen Instruments ausgewechselt wurde, was durchaus üblich war. Eine andere Erklärung könnte sein, dass ein älterer Korpus eines nicht fertig gestellten Instruments noch vorhanden war, der nach 1780 zu einem Neubau verwendet wurde. Die Dekoration des Instruments sah eine Aufwertung des verwendeten einheimischen Holzes vor, mit dem Ziel, exotische Hölzer vorzutäuschen. Hierzu wurde auf die sichtbaren Flächen der Farbstoff Drachenblut, ein rot färbendes Harz, als lasierende Farb- und Lackfassung aufgetragen.
Der Ton dieses Tafelklaviers ist sehr zart und orientierte sich noch am Clavichord, dessen dynamische Fähigkeiten mit stärkerem Ton und einigen "Veränderungen" angestrebt wurden.
Der 1722 in Eppstein geborene Johann Andreas Mahr (sen.) war Schüler seines Vaters Anton Mahr und kam als Geselle nach Frankfurt. Mitte der 50er Jahre des 18. Jahrhunderts begann seine Tätigkeit in Wiesbaden. Im Jahr 1766 erhielt er die Aufsicht über die Orgeln im Oberamt Idstein. Er führte den Titel eines "Hoff-Mechanicus" in Wiesbaden und starb 1788 ebenda.
Auf unserer Seite "Franconia" ist eine Photographie, die im Jahr 2006 während der Ausstellung des „81. Bachfest der Neuen Bachgesellschaft“ in den kurfürstlichen Wohnräumen in Schloß Johannisburg in Aschaffenburg entstand.



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TAFELKLAVIER ("PANTALEON")

Joseph Anton Boos zugeschrieben
Mainz, um 1767
Sammlung Michael Günther, Schloss Homburg a. M., Inv. Nr. 6
Umfang: F1 - f3
Besaitung: Durchgehend zweisaitig
3 Züge
Keine Dämpfung
Prellmechanik mit Prelleiste ohne Auslösung

Das unsignierte Instrument kann sicher an Joseph Anton Boos wegen der übereinstimmung der Profilleisten mit seinem signierten, im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg erhaltenen Instrument von 1767 zugeschrieben werden.
Bei einem Umbau im Jahr 1838 durch Adalbert Laucher wurde eine neue Mechanik eingebaut und das Instrument stärker besaitet. Die ursprüngliche Mechanik wurde später wiederhergestellt.
Das Instrument ist äußerst aufwändig und mit feinstem Geschmack dekoriert. Die Marketerie verwendet folgende Holzarten: Nussbaum, Ahorn, Pflaume, Padouk, Rosenholz, Nussbaummaser und Ahorn, grün und graubraun gefärbt. Das Instrument, das zu den am kunstvollsten und aufwendigsten dekorierten Tafelklavieren des 18. Jahrhunderts zählt, konnte nur von einem vermögenden und der Möbelkunst verfallenen Liebhaber derartiger Instrumente erworben worden sein.
Der im Jahr 1727 in Koblenz geborene Joseph Anton Boos war Orgelmacher wie sein Vater und Bruder. Ende der Dreißiger Jahre kam er nach Mainz, wo er später auch als Organist tätig war. Im Jahr 1794 begab er sich nach Bamberg, wo er im Jahr 1804 starb. Boos baute auch Flötenwerke und Flötenuhren. Eine mögliche Verbindung zur Werkstatt der Roentgens in Neuwied ist noch zu erforschen.
Auf unserer Seite "Franconia" ist eine Photographie, die im Jahr 2006 während der Ausstellung des „81. Bachfest der Neuen Bachgesellschaft“ in den kurfürstlichen Wohnräumen in Schloß Johannisburg in Aschaffenburg entstand.



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TAFELKLAVIER ("PANTALEON")

Georg Ludwig Krämer mit großer Wahrscheinlichkeit zugeschrieben
Bamberg, um 1770
Sammlung Michael Günther, Schloss Homburg a.M., Inv. Nr. 16
Umfang: C - f3
Besaitung: durchgehend zweisaitig
2 (?) Züge (Laute, Harfe); nachträglich Dämpfung
Stoßmechanik ohne Auslösung

Das Tafelklavier hat keine Signatur. Eine Zuschreibung ist dennoch an Georg Ludwig Krämer mölich, da die spezielle Stoßmechanik ausschließlich bei seinen Tafelklavieren vorkommt und die Profilleisten mit denen seiner signierten Tafelklaviereübereinstimmen. Zudem befindet sich der ursprüngliche Standort des Instruments unweit der Werkstatt Krämers.
Die wenigen erhaltenen Hammerklaviere Krämers zeigen in vielen Bereichen höchst originelle Details und Erfindungen.
Um 1830 wurde eine Einzeltondämpfung eingebaut, was beweist, dass das Instrument noch gespielt wurde.
Der in seiner Bedeutung und Originalität unterschätzte Georg Ludwig Krämer wurde 1730 im Württembergischen Neuenhaus geboren und entwickelte derartige Hammerklaviere 1761 in Nürnberg. Im Jahr 1764 wurde er vom Bamberger Füstbischof zum dortigen "Hoforgel- und Instrumentenbaumeister" berufen, vermutlich auch wegen seiner innovativen Kenntnisse im Hammerklavierbau.
In verschiedenen Beiträgen hat Michael Günther gezeigt, dass Krämer als der geistige Stammvater des englischen "square piano"-Baus gelten kann. Diese "square pianos" galten bisher als englische Erfindung, was allerdings nicht länger haltbar ist. Johann Christoph Zumpe führte nach einem Besuch seiner Verwandten in Fürth diesen Instrumententyp Krämers, den er in Nürnberg kennengelernt haben dürfte, nach London ein, und löste um 1768 eine ungeahnte Begeisterung für das "square piano" aus, das nun in großen Stückzahlen im Prinzip ähnlich hergestellt wurde.
Das Instrument wurde Mitte des 20. Jh. gänzlich abgelaugt und hat dabei seine originale rot- und türkisfarbene Fassung verloren. Es hat einen bedeutenden Wert als Dokument und Belegstück und soll daher unrestauriert bleiben. Das Instrument stammt aus dem Wasserschloss Weißdorf in Oberfranken im Fichtelgebirge.



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TAFELKLAVIER ("SQUARE-PIANO")

Fredericus Beck (Friedrich Arnold Becker)
London, ca. 1769
Sammlung Michael Günther, Schloss Homburg a.M., Inv. Nr. 8
Umfang: G1 - f3 (ohne Gis)
Besaitung: Durchgehend zweisaitig
2 Züge: Dämpfung geteilt für Baß und Diskant
Stoßmechanik ("English single action")

Nur teilweise lesbare Signatur in Tusche auf dem Vorsatzbrett: "Fredericus Beck Londini Fecit [.7..]"
Die Jahreszahl ist nicht mehr zu entziffern, das Instrument kann aber durch bauliche Details in das Jahr 1769 datiert werden. Es zählt somit zu den frühesten in England gebauten erhaltenen Tafelklavieren.

Ab dem Jahr 1766 wurden in London überwiegend von einigen aus Deutschland eingewanderten Instrumentenmachern Tafelklaviere gebaut. Sie folgten einem ähnlichen Modell, das möglicherweise auf die zuerst von Johann Christoph Zumpe gebauten Tafelklaviere zurückgeht, mit einer einfachen Stoßmechanik und Gehäusen aus massivem Mahagoni bzw. mit Furnieren dieser Holzart sowie mit Elfenbein belegten Klaviaturen.
Die rationelle Herstellung in Serien, sowie die Verwendung von Bestandtteilen von Zulieferern erlaubte es, dass derartige Instrumente für weite bürgerliche Bevölkerungskreise erschwinglich wurden. Damit wurde das Tafelklavier zum wichtigsten Hausmusikinstrument.
Friedrich Arnold Becker wurde 1738 in Württemberg geboren und kam kurz nach 1756 nach England. Seine Werkstatt befand sich in der Broad Street in London. Schon in den Achtziger Jahren des 18. Jahrhunderts wurde er in den zeitgenössischen Lexika als "berühmt" bezeichnet und zu den besten Instrumentenmachern gezählt. Auch in Frankreich waren seine Instrumente offensichtlich sehr beliebt. Dies beweist ein Inventar der bei der französischen Revolution aus Adelsbesitz konfiszierten Cembali und "Fortepianos". Eines seiner "Square -Pianos" war an Bord des Flaggschiffs "Sirius" der "First Fleet", die 1787 von England auslief, um die erste europäische Kolonie in Australien zu gründen.
Becker starb um das Jahr 1798 in London.
Die Signatur nennt noch keine Adresse unter seinem Namen. Dies ist nur bei einem einzigen weiteren Instrument Becks der Fall, das die Datierung "1769" zeigt, und das unserem Instrument sehr ähnlich ist. Alle anderen Tafelklaviere Becks nennen seine Adresse in der Broad-Street. Auch der kleinste Umfang seiner gesamten Klavierproduktion weist darauf hin, dass unser Instrument aus der allerfrühesten Phase der Produktion Becks stammt. Wir halten es daher für sein frühestes erhaltenes "square-piano", das 1769 oder früher gefertigt wurde.



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TAFELKLAVIER IN FORM EINER LIEGENDEN HARFE ("PANTALEON")
"CYMBAL=CLAVIER"

Johann Matthäus Schmahl zugeschrieben
Ulm, um 1770
Sammlung Michael Günther, Schloss Homburg a.M., Inv. Nr. 3
Umfang: C - f3
Besaitung: Durchgehend einsaitig
3 Züge (Laute, Cymbal, Harfe)
2 Kniehebel für Laute und Harfe
Stoßmechanik ohne Einzeltondämpfung

Das Instrument ist nicht signiert, kann aber der Werkstatt des Ulmer Orgel- und Instrumentenmachers Johann Matthäus Schmahl zugeschrieben werden.
Der Ulmer Orgel- und Instrumentenmacher Johann Matthäus Schmahl entstammt einer weitverzweigten Orgel- und Instrumentenmacherfamilie. Er wurde 1734 in Ulm als zweiter Sohn des Orgel- und Instrumentenmachers Georg Friedrich Schmahl geboren und lernte bei ihm sein Handwerk. Er wandte sich hauptsächlich dem "Fortepiano"-Bau zu. Er starb 1793 in Ulm und sein Bruder Georg Friedrich führte das Geschäft weiter.
Das Instrument wurde 1960 in Wasserburg am Bodensee entdeckt, wo es sich seit längerer Zeit befand.
Die ursprünglich sicher vorhandene Harfenplatte wurde in späterer Zeit durch eine Leistendämpfung ersetzt. Danach wurde das Instrument zu einem Tischinstrument ohne Beine verändert. Es gibt Anhaltspunkte, dass die Außenseiten des Instruments ursprünglich farbig gefasst waren, was mit dem Nussbaumholz des Klaviaturraums einen reizvollen Kontrast ergab. Diese Fassung ist verloren und das Instrument erhielt eine Wachspolitur. Ergänzungen des ansonsten gut erhaltenen Instruments sind die Harfenplatte und vier Beine mit dazugehörigen Befestigungsklötzchen als getreue Kopien eines Vergleichsinstruments gleicher Bauart.



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TAFELKLAVIER IN FORM EINER LIEGENDEN HARFE ("PANTALEON")

Johann Matthäus Schmahl zugeschrieben
Ulm, um 1770 - 1780
Sammlung Michael Günther, Schloss Homburg a.M., Inv. Nr. 4
Umfang: F1 - g3
Besaitung: Durchgehend einsaitig
5 Züge (Spinett/Cymbal, Pantalon/Laute, Harfe, Oboe) und Transposition
Stoßmechanik mit Einzeltondämpfung

Das Instrument ist nicht signiert, kann aber der Werkstatt des Ulmer Orgel- und Instrumentenmachers Johann Matthäus Schmahl zugeschrieben werden.
Der Ulmer Orgel- und Instrumentenmacher Johann Matthäus Schmahl entstammt einer weit verzweigten Orgel- und Instrumentenmacherfamilie. Er wurde 1734 in Ulm als zweiter Sohn des Orgel- und Instrumentenmachers Georg Friedrich Schmahl geboren und lernte bei ihm sein Handwerk. Er wandte sich hauptsächlich dem "Fortepiano"-Bau zu. Er starb 1793 in Ulm und sein Bruder Georg Friedrich führte das Geschäft weiter.
Das Instrument hat eine überaus bedeutende Provenienz. Es war ursprünglich im engsten Freundeskreis der Familie Mozart in München, der Familie von Morawitzky, d.h. Heinrich Theodor Graf von Morawitzky (1735-1810) und seiner Schwester Maria Therese (1751-1826), die mit Johann Kaspar Graf von La Rosée verheiratet war. Wolfgang Amadeus Mozart sagte in einem Brief vom 29. September 1777 an seinen Vater von ihr: "das ist wohl eine liebenswürdige Dame! Und unsere sehr gute freündin". Insbesondere bei seinem längeren Münchner Aufenthalt im Zusammenhang mit der Komposition und Aufführung seiner Oper "Idomeneo" im Jahr 1780/81 lassen sich intensive Kontakte mit häufigen Besuchen nachweisen.
Unabhängig von seiner Provenienz handelt es sich um ein köstliches, zauberhaft klingendes Instrument eines sehr originellen und sorgfältig arbeitenden Instrumentenmachers. Es besticht durch seine vordergründige Schlichtheit, hinter der sich im besten "understatement" ein durchdachtes, kleines Wunderwerk verbirgt.



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TAFELKLAVIER IN FORM EINER LIEGENDEN HARFE ("PANTALEON")

Johann Matthäus Schmahl zugeschrieben
Ulm, um 1770 - 1780
Sammlung Michael Günther, Schloss Homburg a.M., Inv. Nr. 14
Umfang: F1 - g3
Besaitung: Durchgehend einsaitig
5 Züge (Spinett/Cymbal, Pantalon/Laute, Harfe, Oboe und Transposition)
Stoßmechanik mit Einzeltondämpfung

Das Instrument ist nicht signiert, kann aber der Werkstatt des Ulmer Orgel- und Instrumentenmachers Johann Matthäus Schmahl zugeschrieben werden.
Der Ulmer Orgel- und Instrumentenmacher Johann Matthäus Schmahl entstammt einer weitverzweigten Orgel- und Instrumentenmacherfamilie. Er wurde 1734 in Ulm als zweiter Sohn des Orgel- und Instrumentenmachers Georg Friedrich Schmahl geboren und lernte bei ihm sein Handwerk. Er wandte sich hauptsächlich dem "Fortepiano"-Bau zu. Er starb 1793 in Ulm und sein Bruder Georg Friedrich führte das Geschäft weiter.
Es handelt es sich um ein köstliches, zauberhaft klingendes Instrument eines sehr originellen und sorgfältig arbeitenden Instrumentenmachers. Es besticht durch seine vordergründige Schlichtheit, hinter der sich im besten "understatement" ein durchdachtes, kleines Wunderwerk verbirgt.
Das Instrument ist exzellent erhalten. Das Gestell könnte zu späterer Zeit ergänzt worden sein. Im 20. Jahrhundert wurde das Instrument aufpoliert.



Bild_Schloss Homburg




















TAFELKLAVIER

Johann Oberndörfer zugeschrieben
Jugenheim an der Bergstraße, bei Darmstadt, um 1790
Sammlung Michael Günther, Schloss Homburg a.M., Inv. Nr. 17
Umfang: C - f3
Besaitung: durchgehend zweisaitig
Prellmechanik mit Zwischentreiber

Eine größere Anzahl erhaltener Fortepianos mit einer sehr speziellen Mechanik, einer Prellmechanik mit Zwischentreiber, die weder signiert noch datiert sind, kann nun durch das Homburger Instrument dem Großherzoglich Hessen-Darmstädtischen Hoforgelmacher Johannes Oberndörfer zugeschrieben werden. Schlüssel zur Zuschreibung war die Beschreibung deren Modelle in einem zeitgenössischen Staatskalender, in dem die einzelnen Modelle und auch Materialien beschrieben sind. Zum Zweiten, dass die Instrumente alle im engeren Umkreis von Darmstadt ihren ursprünglichen Standort hatten. Die letzte Sicherheit gab, dass das Homburger Instrument aus Roßdorf bzw. Gundernhausen bei Darmstadt stammt, wo etwa zeitgleich, 1793 eine Orgel von Johannes Oberndörfer errichtet wurde. Und als nachträgliche Bestätigung zu dieser Zuschreibung fanden sich bei der Untersuchung zweier Instrumente dieser Instrumnetengruppe in einer Privatsammlung im Innern die Vermerke des Mitarbeiters und Werstattnachfolgers Johann Philipp Heil in Seeheim.
Nach anfänglichem Schuldienst wechselte Johannes Oberndörfer zum Instrumentenbau. Der Erbpriz Ludwig (1753-1830), späterer Landgraf Ludwig X. und noch späterer Großherzog Ludewig, ermunterte ihn hierzu und verlieh ihm den Titel "Hofinstrumenteur".



Bild_Schloss Homburg






















TAFELKLAVIER

Jacob Pfister
Würzburg, um 1800
Sammlung Michael Günther, Schloß Homburg a.M., Inv. Nr. 11
Umfang: F1 – f4
Besaitung: F1 – C einsaitig, Cis – f4 zweisaitig
Prellzungenmechanik ("Wiener Mechanik")
Signatur auf emailierter ovaler Platte auf dem Vorsatzbrett: "Jacb Pfister in Würzburg."

Der im Jahr 1770 in Opferbaum bei Würzburg geborene Jacob Pfister hatte als Geselle die Städte Frankfurt, Mainz, Mannheim, Augsburg, München und vielleicht Dresden und Prag bereist. Für seine weitere Entwicklung war sein sechsjähriger Aufenthalt in Wien bei den bedeutenden Klaviermachern Brodmann, Rosenberger und Walter entscheidend. Im Jahr 1800 wurde er in seiner Heimatstadt Würzburg ansässig, nachdem kein Geringerer als Johann Franz Xaver Sterkel einen Flügel als "Probstück" für gut befunden hatte. Das Instrument könne man "allen bisher bekannten Wiener Arbeiten dieser Art an die Seite stellen".
Von Anfang an verwendete Pfister die aufwändige Prellzungenmechanik auch in seinen Tafelklavieren und nicht nur in den HAMMERFLÜGELn, wie das „Würzburger Intelligenzblatt“ 1801 ausführte: Die Mechanik seiner "Queer-Fortepiano" entspreche vollkommen der eines Flügels. Das Instrument dürfte aus stilistischen Gründen kurz nach 1800 gebaut worden sein und ist sicher das älteste der insgesamt fünf erhaltenen Tafelklaviere Pfisters.
Es wurde im Jahr 1874 durch den Orgelmacher Anton Ethöfer in Karlstadt repariert. Nach einer gewissenhaften Restaurierung erklang es im Jahr 2011 erstmals wieder in Konzerten.



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TAFELKLAVIER

Gaetano Piantanida, Mailand um 1810
Sammlung Michael Günther, Schloss Homburg a.M., Inv. Nr. 18
Umfang: C - f3
Einfache Prellmechanik

Durch die edlen Furnierhölzer, die Korpusform sowie die der zierlichen Beinen und die zierliche Klaviatur mit dem kleinen Stichmaß macht das Instrument einen feinen Eindruck. Es verfügt über eine ganz einfache Prellmechanik, die vor Jahrzehnten noch "primitiv" bezeichnet wurde, die aber den Vorteil hat, sehr robust zu sein.
Es könnte sich um ein reizendes Instrument für junge Clavieristen und Clavieristinnen handeln.



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TAFELKLAVIER

Johann Georg Klein
Ockstadt bei Friedberg in der Wetterau, 1814
Sammlung Michael Günther, Schloß Homburg a.M., Inv. Nr. 20
Umfang: F1 - c4
Prellzungenmechanik

Signatur auf einem Zettel auf der Rückseite des Vorsatzbretts:
"Joh. Georg Klein Orgel- und Instrumentenmacher in Ockstadt bey Friedberg 1814"

Die "Orgel- und Instrumentenmacher" in der Familie Klein in Ockstadt bei Friedberg in der Wetterau sind Johannes (* vor 1745 +1793), sein Sohn aus zweiter Ehe: Simon Georg (1772-1819), der sich ab der Geburt seiner Kinder Johann Georg nannte und wiederum dessen ältester Sohn Johann Heinrich (1797-1856).
Das Tafelklavier der Homburger Sammlung wurde also von dem 42-jährigen Johann Georg gefertigt. Er hat sein Handwerk sicher von seinem Vater Johannes erlernt, von dem ein Orgel-Tafelklavier aus dem Jahr 1771, heute in Stockholm, erhalten ist.
Nach einer gewissenhaften Restaurierung erklang es im Jahr 2016 erstmals wieder in Konzerten.



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TAFELKLAVIER

Johann Wilhelm Freudenthaler
Paris, um 1815
Sammlung Michael Günther, Schloss Homburg a.M., Inv. Nr. 7
Umfang: F1 - c4
Signatur auf dem Resonanzboden:
"Freudenthaler à Paris."

Das Instrument ist perfekt erhalten. Da es aber vom tiefsten bis zum höchsten Ton durchgehend dreifach besaitet ist, erscheint eine Spielbarmachung zwar möglich, aber wegen des enormen Saitenzugs als zu riskant. So bleibt das Instrument vorerst im Depot.



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TAFELKLAVIER

Johann Georg Schenck
Weimar, um 1815
Sammlung Michael Günther, Schloss Homburg a.M., Inv. Nr. 12

Signatur in einer Kartusche auf dem Vorsatzbretts:
"Joh. Georg Schenk Weimar"

Johann Georg Schenk stammt aus Ostheim vor der Rhön im nördlichen Unterfranken, wo er 1758 geboren wurde. Die Handwerkslehre absolvierte er bei Johann Michael Voit (1744-1819) in Schweinfurt sowie bei dem Orgel- und Klavierbauer Johann Andreas Stein (1728-1792) in Augsburg. Schenk verlegte seine Tätigkeit nach Weimar, wo er als „Hof=Orgel=und Instrumentenmacher“ wirkte und 1825 starb.
Im einflussreichen „Intelligenz-Blatt des Journals des Luxus und der Moden“ heißt es, dass seine Instrumente „natürlicherweiße den englischen Vollkommenheiten nicht ganz beykommen“. Sein Erbauer wies darauf hin, dass seine Instrumente des „figürlich schönen Anstandes wegen, sowohl für Damen als für Herrn“ geeignet wären. Das Homburger Instrument ist sehr hübsch und zierlich, aber der Saitenzug hat es sehr stark verzogen, so dass eine Reparatur als sehr fraglich erscheint.



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TAFELKLAVIER

Jean Antoine Pfeiffer
Paris, 1824
Sammlung Michael Günther, Schloss Homburg a.M., Inv. Nr. 10
Umfang: F1 - f4
Besaitung: Durchgehend zweisaitig
2 Pedale: Links Dämpfungsaufhebung, rechts Moderator
Spezielle Stoßmechanik mit Auslösung

Signatur auf dem Vorsatzbrett:
"J. Pfeiffer, Facteur de Piano & Harpes, Breveté & Encouragé du Gouvernement 1806 & 1807. Premier Prix obtenu à L’exposition de 1823. Rue Montmartre No. 18. à Paris."
Signatur mit Werknummer auf dem Resonanzboden:
"No. 747 Pfeiffer à Paris 1824"

Die Instrumente Pfeiffers sind in der Formensprache des Pariser Empire gestaltet. Das hochglänzend polierte Mahagoniholz des Gehäuses bildet einen reizvollen Kontrast zum Klaviaturraum mit seinem hellen Feld aus Riegelahorn und Zitronenholz, der zum Spielen einlädt. Die goldglänzenden Bronzebeschläge nehmen Themen der Antike auf und unterstreichen den luxuriösen Charakter dieses Instruments, das auch als Möbel in höchster handwerklicher Qualität ein wesentlicher Bestandteil eines Saloninterieurs war.
Zur Biographie Jean Antoine Pfeiffers kann nur sicher gelten, dass er 1769 in Trier geboren wurde und 1801 oder 1805 nach Paris kam, wo er vermutlich im Jahr 1838 starb. Das Instrument befand sich seit seiner Erbauung in einem Schloss nahe Lyon.



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MINIATURMODELL EINES CLAVICHORDS

Sammlung Michael Günther, Schloss Homburg a.M., Inv. Nr. 24
Vielleicht Thüringen, vielleicht 1. Hälfte des 19. Jh.
Umfang: 10 Töne in ungewöhnlicher Anordnung
Besaitung: Durchgehend einsaitig
Bezeichnung auf der Unterseite des Unterbodens: "3Jn cm"
Größe: 7,2 x 14 cm; Höhe mit Beinen und geschlossenem Deckel: 7,9 cm

Das Miniaturclavichord ist voll funtionstüchtig. Es besitzt einen Resonanzboden, eine Klaviatur mit Hinterführung und Waagebalkenstiften. Die Besaitung mit zehn Saiten ist mit Wirbeln stimmbar. Statt Stiften besitzen die Stege Einkerbungen.
Die Korpusform mit den abgeplatteten Ecken und die Säulenbeine gehören zum Stil des Empire.
Der Erbauer war mit dem Aufbau und der Mechanik eines Clavichords vertraut, auch wenn seine Anordnung der Klaviatur, bei der immer auf eine Obertaste zwei Untertasten folgen, unüblich ist.
Es erscheint unwahrscheinlich, dass das Instrument als ein Modell einem am Kauf eines Clavichords Interessierten dieses veranschaulichen sollte, wie wir das bei Truhen oder Kommoden kennen. Wahrscheinlicher ist, dass es als Spielzeug für ein Puppenhaus hergestellt wurde.
In einer privaten Sammlung existiert ein sehr ähnliches weiteres Exemplar mit 9 Tasten. Bei diesem ist die Deckelinnenseite mit grünem Papier und einer goldfarbenen Blechborte beklebt. Dies könnte auch beim ansonsten kompletten Homburger Exemplar der Fall gewesen sein.
Die beigefügte Porzellanfigur stellt eine Sängerin dar und stammt vermutlich aus Thüringen.






AUSSTELLUNGEN MIT DEN TASTENINSTRUMENTEN

Die Sammlung bzw. Teile davon waren bei bedeutenden Ausstellungen zu sehen und zu hören:

2018 im Bad Homburg vor der Höhe im Städt. Hist. Museum "Gotisches Haus":
"Ein kostbahr Clavier Instrument von einem der besten Meister" - Tasteninstrumente von 1660 - 1820
Historische Tasteninstrumente der mittleren Rhein-Main-Region im 18. Jahrhundert

Ein Katalog zu dieser "Bestandsaufnahme" des frühen Fortepiano-Baus in der Rhein-Main-Region mit neuen Erkenntnissen ist in Arbeit.

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2017/18 in Bregenz im "vorarlberg museum" (Österreichisches Landesmuseum):
"Pantaleon, Giraffe & Co. - Historische Tasteninstrumente in Vorarlberg"

Anlass war Michael Günthers "Sensationsfund" des wohl ältesten Pantaleons (die früheste Form des Tafelklaviers) im Depot des Schattenburgmuseums in Feldkirch in Vorarlberg. Die Ausstellung stellte die Frühzeit des Fortepianos mit neuen Erkenntnissen, sowie die Musikwelt in Vorarlberg im 18. Jahrhundert dar. Die Ausstellung war auch durch die künstlerische Präsentation bemerkenswert und viel beachtet.
*** Auf dieser Weiterleitung zum "vorarlberg museum bregenz" sehen Sie Eindrücke der Ausstellung. Die Photographien vergrößern sich durch Anklicken. ***

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2014 im Stadtarchiv Ulm ("Schwörhaus") und Ulmer Museum:
"Der Ulmer Clavierbauer Johann Matthäus Schmahl"

Die Ausstellung erbrachte eine Übersicht über das Schaffen des Ulmer Klavierbauers Johann Matthäus Schmahl an seiner damaligen Wirkungsstätte. Hierzu erschien ein ausführlicher Beitrag im "Ulmer Jahrbuch" (siehe Literaturliste).

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2009 in Magnano bei Milano beim "International Clavichord Symposium"

2008 in Lausanne bei "Rencontres Internationales Harmoniques"

2006 in Aschaffenburg in den kurfürstlichen Wohnräumen in Schloss Johannisburg anläßlich des „81. Bachfest der Neuen Bachgesellschaft“
Ausstellung: „... von unaussprechlicher vollkommenheydt“ - Hervorragende Tasteninstrumente und Musikalien des 17. und 18. Jahrhunderts der Sammlung Michael Günther, Schloß Homburg am Main

Die Ausstellung bot die Gelegenheit, Instrumente des Mainzer Hofinstrumentenmachers Joseph Anton Boos in den kurfürstlichen Räumen im Zusammenhang mit anderen für den Mainzer Hof tätigen Ebenisten und Uhrmachern zu sehen.

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2006 im Konservatorium Wien:
"Das muß doch gewiss das Klavierland sein"


2006 in der Frankfurter Bürgerstiftung im Holzhausenschlößchen:
"Drei Generationen Mozart in Frankfurt"

Die Ausstellungspartner waren die "Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg" und das "Historische Musem Frankfurt am Main", die im Jubiläumsjahr des 250. Geburtstags Wolfgang Amadé Mozart bedeutendste Leihgaben zur Verfügung stellten.

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2003 im Mainfränkischen Museum Würzburg:
"... meine angenehmste Unterhaltung - Musikinstrumente aus fränkischen Sammlungen"

Die große Ausstellung vereinte die Musikinstrumentensammlung des Mainfränkischen Museum mit drei Leihgaben aus privatem Besitz und der Sammlung Michael Günther. Zur Ausstellung erschien ein großzügig erstellter Katalog, der außer den Beschreibungen der Exponate zahlreiche Beiträge zu verschiedenen Aspekten des Musiklebens in Franken beinhaltet, herausgegeben von dem Leiter des Museumsm Dr. Hans-Peter Trenschel.

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2001 in München im Bayerischen Landesvermessungsamt:
"Es ist ein Maß in allen Dingen" - 200 Jahre Bayerische Vermessungsverwaltung

In der Ausstellung aus Anlass des 200-jährigen Bestehens der Bayerischen Vermessungsverwaltung wurde ein Tafelklavier, Johann Matthäus Schmahl, Ulm um 1775 zugeschrieben, ausgestellt. Es befand sich um 1800 vorübergehend bei der Familie Mettenleiter. Johann Michael Mettenleiter war ein bekannter Kupferstecher und wurde im Jahr 1796 mit Aloys Senefelder als einer der ersten mit dessen Erfindung der Lithographie bekannt. Ab 1808 fungierte er als Leiter der Lithographischen Anstalt innerhalb der Bayerischen Steuervermessungskommissiom.

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Clavier am Main
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